Michael Kopp schickt ein Bild einer Türklinke. Und die Frage war nach dem Gebäude in Schwenningen und nach dem Architekt.
Alle haben es gewusst und Jutta hat eine ganz ausführliche Beschreibung der gesuchten Pauluskirche geliefert! Super gemacht! Was mich an dieser Kirche immer wieder fasziniert, ist, dass der Architekt Martin Elsässer alles bis ins kleinste Detail entworfen hat, nicht nur die Türklinken, auch die Uhrenzeiger, die Leuchter im Innenraum und die Türen. Erstaunlich ist, dass fast die gesamte Kirche und das dazugehörende Pfarrhaus im Originalzustand erhalten geblieben ist.
Martin Elsässer war Sohn einer schwäbischen Pfarrerfamilie. Seine Ausbildung erhielt er bei Paul Bonatz, der unter anderem den Stuttgarter Bahnhof erbaut hat. Elsässer wurde nach seiner Ausbildung Mitarbeiter von Bonatz. Die Schwenninger Pauluskirche ist das zweite Bauwerk, das Elsässer realisierte. Das erste ist die Martin-Luther-Kirche in Baden-Baden-Lichtenthal. In seiner Stuttgarter Zeit entwarf Elsässer unter anderem die Markthalle in Stuttgart, die nicht nur wegen der Architektur, sondern auch wegen der Überfülle an Lebensmitteln aus aller Welt eine ganz besondere Sehenswürdigkeit in Stuttgart ist.
In den zwanziger Jahren wurde er in Frankfurt Leiter des Hochbauamtes und einer der Protagonisten für das „Neue Frankfurt“, das die Architektur des zwanzigsten Jahrhunderts ähnlich stark beeinflusste, wie das Bauhaus, jedoch nicht so bekannt ist. Mehr zum „Neuen Frankfurt“ gibt es hier: https://de.wikipedia.org/wiki/Neues_Frankfurt. In der Frankfurter Zeit baute Elsässer unter anderem die Großmarkthalle mit einer neuen Art der Betonspanndecke, damals die größte stützenlose Halle in Europa. Diese Großmarkthalle wurde in den letzten Jahren umgebaut und beherbergt heute die Europäische Zentralbank.
Von den Nationalsozialisten angefeindet gibt er bereits Anfang der 30-Jahre seine Stelle in Frankfurt auf und zieht nach München. Anders als sein Lehrer Bonatz, der für das neue Regime Autobahntankstellen entwirft, bekam Elsässer nach 1933 aus Deutschland keine öffentlichen Aufträge mehr. Er knüpfte Verbindungen in die Türkei wo er einige Gebäude für die Regierung von Atatürk baute und auch die Sümerbank. Für eine endgültige Emigration konnte er sich jedoch nicht entscheiden und lebt bis Kriegsende in der „inneren Emigration“ und widmete sich der Musik.
Vor einigen Jahren gründeten seine Enkel die Martin-Elsässer-Stiftung auf deren Website sehr viel zu ihm veröffentlicht ist. www.martin-elsaesser-stiftung.de
Die Pauluskirche ist ein architektonisches Kleinod von einem der bedeutendsten Architekten des 20. Jahrhunderts, der jedoch immer noch nicht seiner Bedeutung gemäß bekannt ist.
9 Responses
Bin ich so spät dran?
Alles schon beantwortet.
Ja das waren noch Zeiten, als die Architekten sogar noch Türgriffe und Beschläge gestalten durften.
Und die Fähigkeiuten dies umzustzen bei den Handwerkern noch vorhanden waren.
Wer sich die Exkursion zur Besichtigung bei der Pauluskirche vornimmt, sollte auch gleich das (alte) Krematorium einplanen, da ist´s genauso.
Pauluskirche in Schwenningen, Haupteingang und Seiteneingang. Die Griffe erinnern mich an Weintrauben – schmeckt gut zu Elsässer … 🙂
Hatte schon den Verdacht, dass es die Pauluskirche sein könnte.
Das Internet hat es bestätigt – der Architekt ist Martin Elsaesser,
der hat in der Tat sogar die Türgriffe gestaltet.
Lohnt sich auf jeden Fall. mal wieder das Ensemble Pauluskirche mit Pfarrhaus zu besuchen.
Die Klinke befindet sich an der Pauluskirche im Neckarstadtteil in Schwenningen. – die Kirche wurde von Martin Elsässer, erbaut und war ursprünglich als Betsaal für die damals – zu Beginn des 20. Jahrhunderts – schnell wachsende Schwenninger Industriegemeinde notwendig geworden.
Der Auftrag für die Kirche war bereits 1907 an Martin Elsässer ergangen, 1909 war der Baubeginn und 1910 konnte die Kirche eingeweiht werden.
Zusammen mit dem Auftrag für einen Betsaal waren ein Pfarrhaus und ein Kindergarten sowie eine Kleinkinderschule in der ersten Planung, die jedoch dann die Kleinkinderschule bei der Ausführung ausschloss.
Merkmale für den Betsaal sind der in Relation gesehen kleine Turm mit – Glockenturm mit drei Glocken und Umgangsgeschoß unter dem Dachgeschoß – und dem flach gehaltenen Zeltdach. An der Westseite sind Fialtürme angedeutet.
Gemäß dem damaligen Trend wurde der Betsaal mit einem Sichtmauerwerk auf einem Steinsockel aus grob behauenen Sandsteinen ausgeführt. Als Material entschied man sich für Backstein. Ebenfalls ‚in Mode‘ war es, die Innenausstattung vom Architekt mitplanen zu lassen.
Für die Fresken im Innern sind wurde Franz Mutzenbecher für ein Bilderfries, „Nachfolge Jesu“ , beauftragt. 1926 wurde der Betsaal renoviert, und 1956, bei einer zweiten Renovierung, kam es zu einer Übermalung durch Rudolf Yelin (u.a. Wand- und Glasmalereien in Kirchen in Stuttgart, Trossingen, Schrozberg etc.). Ebenso gestaltete dieser dann die drei Chorfenster im 3/8 Chor hinter dem Altar.
Eine weitere Renovierung fand im Jahr 1978 statt und 1994 wurde die, nun: KIRCHE, zusammen mit dem Pfarrhaus (In Anlehnung an die Architektur der Kirche ein Sockelgeschoß aus weißem Sandstein und mit Sichtmauerwerk aus Backstein. Im Erdgeschoß ein weiter Torbogen als Eingangsbereich, daneben kragt an der Ostseite ein halbrunder Erker heraus. Im Dachgeschoß Fledermausfenster – Landhausstil -) und dem Kindergarten (?) unter Denkmalschutz gestellt.
Das könnte eine Tür (zur Sakristei?) der Pauluskirche sein. Der Architekt war Martin Elsässer, der auch die Sümerbank in Ankara geplant hat.
Das könnte eine Türe (zur Sakristei?) der Pauluskirche sein, deren Architekt Martin Elsässer war. Er hat auch die Sümerbank in Ankara konzipiert.
Meiner Meinung nach, sind die Griffe an der Pauluskirche in Schwenningen.
Pauluskirche Schwenningen.
Architekt: Martin Elsässer
Ich dät sagen, die Griffe sind von meinem Namensvetter Martin, dem Kumpel vom Rathaus-Hans
Zum Vesper (nicht zwingend in der Kirche) mag ich Elsässer eigentlich auch ganz gern.
Klingt komisch?
Stimmt.