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Ein rätselhaftes Relief…

Bärbel Bouyer schickt uns ein Bild eines Reliefs. Jeder, aber wirklich jeder ist schon dran vorbei gegangen oder gefahren. Weiß man aber auch, wo es ist. Natürlich – aber die Hintergründe sind spannend…


Michael Kopp schreibt uns:
Das Relief befindet sich rechts vom Eingang der Städtischen Galerie “Lovis Kabinett” gegenüber dem Schwenninger Bahnhof. Diese Haus wurde vom “riicha Haller” erbaut und Anfang des 20. Jahrhunderts von Jakob Kienzle gekauft und als Familienwohnsitz neben seiner Fabrik benutzt. 1961 wurde es umgebaut und die exquisite “Hellmuth Kienzle Uhrensammlung” fand darin Platz. Firmengäste aus der ganzen Welt haben die Sammlung damals besucht und waren begeistert. Als es der Firma Kienzle-Uhren Anfang der 70er schlecht ging, wurde die Uhrensammlung nach langem Hin und Her an das Land Baden-Württemberg verkauf und ist jetzt hauptsächlich in Furtwangen ausgestellt und ein kleiner Teil im Heimat- und Uhrenmuseum in Schwenningen. Das Haus wurde von der Stadt Villingen-Schwenningen gekauft und beherbergt seither die Städtische Galerie.

Aber: was genau verbirgt sich hinter dem Relief? Ich hatte die zwei Jungs schon irgendwo gesehen, wußte aber nicht mehr, wo. Wir erkennen beim hinteren Recken, dass er einen kurzen Rock trägt. Das ist ein sogenannter Chiton. Also griechisch. Michael Kopp weiß auch, dass es mit dem Parthenon-Tempel in Athen zusammenhängt und genau da habe ich die zwei Jungs auch gesehehen!

Im Detail habe ich nun jemanden gefragt, der es wissen muss: Den langjährigen Leiter der Städtischen Galerie, Wendelin Renn und gerne lassen wir ihn doch hier zu Wort kommen:

In einem Vortrag bei den Lions am 5. Oktober 2015 mit dem Titel ‚Kunst als ‚Waffe‘ (fordert Pablo Picasso) oder als ‚Hammer‘ (verlangt Karl Marx) – Ein Erfahrungsbericht im Spiegel der Galeriegeschichte in Schwenningen‘ hatte ich dieses ausgeführt: „… In die Fassade der Städtischen Galerie ist, zum Beispiel, bis heute, ein Relief, das zwei Reiter zu Pferde in Seitenansicht, leicht versetzt nebeneinanderher von rechts nach links reitend zeigt, eingelassen, handelt es sich doch bei diesem Gebäude um den ehemals privaten Wohnsitz des Schwenninger Uhren-Patriarchen Jakob Kienzle. Und auch im erkerbesetzten Wohnzimmer dieses kapitalen Herren sind bis heute Wandmalereien im klassizistischen Stil hinter den Rigipsplatten der Ausstellungswände des heutigen ‚Lovis-Kabinetts‘ verborgen.

Das originale Marmor-Relief besagter Reiterfreunde ist im Antiken-Museum in Athen, ein Abguß im Britisch Museum in London verwahrt und war ursprünglich Teil des 160 m langen Frieses am Parthenon-Tempel, des größten und besterhaltenen antiken Sakralbaus auf der Akropolis in Athen aus dem 5. Jahrhundert v. Chr. Der Fries zeigt in 10 m Höhe um alle vier Seiten des Kultbaus wohl einen großen Festumzug anlässlich einer jährlich stattfindenden Feier zu Ehren der Stadtgöttin Athena.

Wer von den gemeinen Schwenningern hatte damals am hehren Kunstsinn in klassischer Bildung des Hausherrn Zweifel zu hegen, wenn seine Villa gleich dem antiken Tempel an den griechischen Bildhauer Phidias erinnert, dem dieses Werk zugeschrieben wird, auch wenn die arg verkleinerte Schwenninger Kopie in ihrer formalen Gestaltung als eher mittelmäßig gebasteltes Abbild eines der größten Kunstwerke der Menschheitsgeschichte zu erleben ist.“

Die Vergleichsabbildung – das Schwenninger Relief ist ca. 8 Mal kleiner als das Original.

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5 Responses

  1. Das Relief hängt zur Friedrich-Ebert-Strasse hin an der Städtischen Galerie, das Wohnhaus des Kommerzienrates Kienzle steht unter denkmlaschutz. Was die beiden Jungs darstellen sollen, weiß ich leider auch nicht, aber sie sehen ziemlich knackig aus 😉

  2. Das Relief befindet sich rechts vom Eingang der Städtischen Galerie „Lovis Kabinett“ gegenüber dem Schwenninger Bahnhof. Diese Haus wurde vom „riicha Haller“ erbaut und Anfang des 20. Jahrhunderts von Jakob Kienzle gekauft und als Familienwohnsitz neben seiner Fabrik benutzt. 1961 wurde es umgebaut und die exquisite „Hellmuth Kienzle Uhrensammlung“ fand darin Platz. Firmengäste aus der ganzen Welt haben die Sammlung damals besucht und waren begeistert. Als es der Firma Kienzle-Uhren Anfang der 70er schlecht ging, wurde die Uhrensammlung nach langem Hin und Her an das Land Baden-Württemberg verkauf und ist jetzt hauptsächlich in Furtwangen ausgestellt und ein kleiner Teil im Heimat- und Uhrenmuseum in Schwenningen. Das Haus wurde von der Stadt Villingen-Schwenningen gekauft und beherbergt seither die Städtische Galerie.
    Das Relief ist meiner Meinung nach eine nicht sehr genaue Kopie einer Platte am Westfries der Akropolis von Athen. (Westfries Platte Nr. IX). Jakob Kienzle ließ im Norden gegen die Fabrik einen Gartenpavillon im griechischen Stil anbauen. Ich könnte mir vorstellen, dass er ein Freund der griechischen Antike und Mythologie war und dass er einfach seine Freude an dem Relief hatte. Das ist aber nur eine Vermutung, die mir jedoch plausibel erscheint.

  3. Das Relief befindet sich an der städtischen Galerie (glaube ich zumindest), was es zeigt und warum es da ist, weiß ich leider auch nicht.

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