Hier schickt uns Cora ein Foto aus Schwenningen. Viele wußten natürlich, dass es sich um eine Höhenmarke handelt. Es ist eine Höhenmarke an der ehemaligen Mädchenschule, jetzt VHS-Gebäude in der Metzgergasse. Die Höhemarke wurde im 3. Reich angebracht und so war im Rund natürlich ein Hakenkreuz, das nach dem Krieg entfernt wurde. Cora hat uns noch eine schöne Info dazu geschrieben!
Höhenmarke Schwenningen
In Schwenningen befindet sich an der vhs eine kleine Marke aus Metall, die Betrachtern Rätsel aufgeben können. Es steht „Höhenmarke“ darauf, aber keine Höhe.
Die Auflösung wissen vermutlich die städtischen Vermesser: meistens verfügen sie über ein Datenblatt zu jeder Marke, aus dem auf den Millimeter genau die Meereshöhe des jeweiligen Punktes hervorgeht. Die Höhenmarken gibt es in Form von Plaketten, Bolzen und Tafeln, sie bestehen aus Guss- und Schmiedeeisen oder Stahl. Ihr Aussehen hat sich im Lauf der Zeit immer wieder verändert, nicht aber ihre Aufgabe. „Sie sind für jeden Haus- oder Leitungsbau ganz entscheidend, damit das Wasser dorthin fließt, wo man es haben will“, erklärt der Bamberger Leiter des Vermessungsamtes Bamberg – dort existieren genau die gleichen Höhenmarken auf wie in Schwenningen an der ehemaligen Mädchenschule. Die auch Nivellementpunkte genannten Höhenmarken spielen eine wichtige Rolle, um die Erde dreidimensional darzustellen. In Bamberg existiert zu jeder Höhenmarke ein Datenblatt. Aus ihm geht hervor, wo genau an welchem Bauwerk und auf welcher Meereshöhe – auf Millimeter genau – der Punkt sich befindet. Alle sind Bestandteil des so genannten Haupthöhennetzes, das in Deutschland im 19. Jahrhundert angelegt wurde. Es setzt sich aus unzähligen Bezugspunkten zusammen, mit deren Hilfe überall die Höhenunterschiede zwischen A und B ermittelt werden können. Für alle planerischen Tätigkeiten oder die Erarbeitung dreidimensionaler Geländemodelle sind sie unverzichtbar. In Bamberg gibt es rund 440 Höhenmarken, in Schwenningen ist nur noch diese eine übrig geblieben.
Auf den als solche kenntlich gemachten Höhenmarken selbst steht nicht mehr drauf als – Höhenmarke. In seltenen Fällen steht noch „Deutsches Reich“ drauf, wie bei dem Exemplar an der vhs Schwenningen. Betrachter suchen aber vergebens nach dem, was man bei einer Höhenmarke landläufig erwarten würde, eine Höhenangabe. Die Meereshöhe, für die jede Höhenmarke „steht“, findet sich tatsächlich nur in den Unterlagen der zuständigen Behörden. Die Informationen können in Bamberg angefordert werden. Der Durchschnittsbürger braucht sie gewöhnlich aber nicht, es sind in erster Linie Architekten und Planer von Tief- und Hochbauten, die mit diesen Daten arbeiten. Dass Höhenmarken auffallend häufig an Rathäusern, Kirchen und denkmalgeschützten Gebäuden zu finden sind, ist kein Zufall. Die Standorte werden von den Vermessern einerseits nach Bedarf, andererseits aber auch nach ihrer Solidität ausgewählt. Öffentliche Bauten würden sich dafür besonders empfehlen, weil sie gepflegt werden würden.
Das deutsche Höhennetz und der gesetzlich definierte Normal-Null-Punkt (NN) orientieren sich am so genannten Amsterdamer Pegel. Beim Normal-Null-Punkt handelt sich um einen fiktiven Punkt, der im Jahr 1879 an der (heute nicht mehr bestehenden) Sternwarte in Berlin markiert wurde. Er liegt 37 Meter über NN und entsprach dem damals ermittelten Höhenunterschied zum Amsterdamer Nordsee-Pegel. Amsterdam wurde zum Maßstab, weil dort regelmäßige Messungen des Wasserstands seit dem 17. Jahrhundert vorlagen, was keine Küstenstadt in Deutschland vorweisen konnte. Die DDR orientierte sich bis zur Zusammenführung der beiden deutschen Nivellementnetze Anfang der 1990er Jahre übrigens am Ostsee-Pegel Kronstadt bei St. Petersburg, wo der mittlere Meeresspiegel etwa 15 Zentimeter höher liegt als in Amsterdam.
(Jutta Bähr-Groh, Fränkischer Tag 28.06.2011)
URL: https://www.infranken.de/lk/bamberg/in-bamberg-gibt-es-440-hoehenmarken-art-176385
Diese Höhenmarken wie in Schwenningen existieren noch vielerorts, z.B. in Oberndorf (URL: https://www.schwarzwaelder-bote.de/inhalt.oberndorf-a-n-reichsadler-verlor-hakenkreuz-aus-den-krallen.71e182bf-dfee-4ec9-ba5d-983e954f70d1.html) und Wunsiedel (URL:http://www.bayern-fichtelgebirge.de/kleindenkmal/hoehenmarke.htm), das Hakenkreuz unter den Krallen des Reichsadlers wurden anscheinend an allen Höhenmarken kurz nach 1945 entfernt. Siehe auch Beitrag von Siegfried Heinzmann im roten Buch „Geheimnisse der Heimat“ als Kapitel 7 „Einstige Hakenkreuze“ von 2011 im Südkurier Verlag Konstanz.
Hier ist der Artikel aus den „Geheimnissen der Heimat“ zum Nachlesen:
Einstige Hakenkreuze
Schwenninger trotzen dem NS-Regime
Leere, runde Flächen unterhalb eines Reichsadlers finden sich gleich an mehreren Stellen in Schwenningen: am Eingang zum Hallenbad, am Balkon des ehemaligen „Braunen Hauses“ am Marktplatz und an der Seitenwand der einstigen Mädchenschule in einer Höhenmarke aus dem Dritten Reich. In den heute leeren Feldern befand sich einst das wohl beschämendste Zeichen deut scher Geschichte: das Hakenkreuz. Alle Hakenkreuze wurden nach Kriegsende umgehend entfernt.
„Das Gebäude, in dem sich heute das Hallenbad befindet, hieß einst Hans-Schemm-Schule, Schemm war ‚Reichslehrerführer“, erklärt Heimatforscher Siegfried Heinzmann. Vor dem „Braunen Haus“ hätten zahlreiche Parteiversammlungen stattgefunden und bei Auf- märschen der Hitlerjugend und anderer NS-Vereinigungen hätten die Parteioberen auf dem Balkon gestanden und die Huldigungen ihrer Anhänger entgegengenommen.
Allzu laut waren diese Huldigungen allerdings nicht. „Denn“, erklärt Heinzmann, „das von Arbeitern geprägte Schwenningen war vor dem Dritten Reich eine extrem rote Stadt.“ Der Anteil der Sozialdemokraten und Kommunisten war recht hoch. Die Nationalsozialisten kämpften mit harten Bandagen, am 9. April 1932 reiste Adolf Hitler sogar selbst an die Neckarquelle, um dort um die Gunst der Schwenninger zu werben. Hitlers Wahlkampfbesuch verlief trotz des Widerstands friedlich: Demonstranten waren von SA, SS und Polizei vertrieben worden. Ein Villinger Kommunist, der Hitlers Zelt anzünden wollte, wurde von der SA zusammengeschlagen. Ein Schwenninger Sozialist, der plante, Hitler in die Luft zu sprengen, unterließ das letztend lich auf Bitten seiner Genossen. So hart die Nationalsozialisten auch kämpften: Wenn sie im Gesamtreich auch gemeinsam mit der DNVP die knappe Mehrheit schafften, bekamen sie in Schwennin gen nur ein Drittel der Wählerstimmen oder genauer: 33,9 Prozent. Dass die von der Schwenninger Mehrheit nicht gewünschte Regie rung 1933 an die Macht kam, führte nicht dazu, dass man in der württembergischen Grenzgemeinde klein beigab. Anfangs noch offen, dann verdeckt, leistete man Hitler und seinen Anhängern nach Kräften Widerstand. Als Hitler Reichskanzler wurde, warnte der Schriftleiter der in Schwenningen erscheinenden sozialdemo kratischen Zeitung „Volksstimme“, Herbert Holtzhauer: „Nazi bedeutet Krieg.“ Der Journalist nahm auch weiterhin kein Blatt vor den Mund, bis die Zeitung am 10. März 1933 verboten wurde. Auf der Titelseite war zu lesen: „Verboten! Durch einen uns eben zur Kenntnis gebrachten Erlaß wurde die gesamte württembergische sozialdemokratische Presse bis auf weiteres verboten. Wir geben das unseren Lesern und Freunden zur Kenntnis. Verlag und Redak tion der Volksstimme.“ Mit dem Verbot war es nicht getan: Holtz- hauer sollte für seine regimekritische Schreibe büßen und verhaftet werden. Er tauchte unter; doch als er erfuhr; dass die Nationalsozi alisten seiner schwangeren Frau Geiselhaft androhten, stellte er sich und wurde ins Konzentrationslager Heuberg verschleppt. Wie vielen „Intelligenziern“ wurde ihm der Kopf kahlgeschoren. „Holtzhauer unterlag unmenschlicher Brutalität und Psychofolter übels ter Art“, berichtet Siegfried Heinzmann. Ende Juni 1933 wurde er freigelassen und arbeitete fortan als kaufmännischer Angestellter.
Die Schwenninger wehrten sich weiter. Und das nicht nur in Grup pen, sie wagten auch einzeln hervorzutreten: Fabrikant Eugen Schlenker wurde wegen seiner Frage, ob Hitler denn krank sei, weil man immer „Heil Hitler“ sagen müsse, angezeigt, und Maria Vosseler, Gattin eines SPD-Stadtrats, wanderte für einen Tag ins Gefängnis, weil sie einem SA-Mann sagte: „Wenn ich könnte, wie ich wollte, würde ich Ihnen den braunen Anzug in Fetzen reißen.“
Natürlich kämpften auch die Sozialdemokraten und die Kommu nisten lange gegen das Regime, allerdings nicht miteinander. Sie entzweiten sich im gemeinsamen Ziel völlig an der Frage, ob man nun eher den stillen oder den kämpferischen Weg des Widerstands gehen sollte. In der Stadtratssitzung vom 14. März 1933 tat KP Stadträtin Mathilde Müller „im Namen der arbeitenden Bevöl kerung Schwenningens“ ihren Unwillen über die Verhaftungen kund. Oberbürgermeister Otto Gönnenwein entzog ihr schließ lich das Wort. Mathilde Müller war dann auch unter jenen, die einer Verhaftungswelle zum Opfer fielen: Etwa 50 KPD-Mitglie der wurden verhaftet und größtenteils ins Konzentrationslager Heuberg gebracht.
Auch Stadträte der SPD, darunter Karl Schäfer, stellten sich im Gremium offen gegen das Regime und stimmten gegen die Ernen nung Hitlers zum Ehrenbürger Schwenningens. Mit den Gebrüdern Karl und Robert Glunz und Erich Vosseler schmuggelte er verbotene Flugblätter über die Schweizer Grenze, teilweise waren die Blättor in den Fahrradreifen eingenäht. Einmal platzte der Reifen, doch die Genossen hatten Glück und wurden nicht erwischt. Karl Schäfer versuchte eine Widerstandszelle aufzubauen — allerdings erfolglos. Erwurde im Frühjahr 1938 verhaftet. Kurz darauf nahm die Gestapo weitere sieben ehemalige Schwenninger Sozialdemokraten in Haft. Vor den Augen von rund 300 Schwenningern wurden die Männer getreten und geschlagen und dann nach Stuttgart ins Gestapoge ffingnis transportiert. Sie mussten sich einem Prozess wegen Hoch- verrats stellen. Man verurteilte sie wegen „je einem Verbrechen der Vorbereitung eines hochverräterischen Unternehmens“. Sie kamen in Zuchthäuser und Konzentrationslager. Einen grauenhaften Tod fand Karl Schäfer: Er starb im KZ Welzheim beim Bau einer Was serleitung an einem Hitzeschlag. Der Mitgefangene Friedrich Schlotterbeck schreibt in seinen Erinnerungen: „Nach Wochen kam er aus dem Bunker und musste an einem heißen Tag sofort zum Arbeitsdienst. Bei Erdarbeiten wurde er pausenlos gehetzt, (…) um neun Uhr brach er zusammen. Sie schlugen ihn, rissen ihm fast ein Ohr ab. Als er taumelnd wieder aufstand, traten sie ihn vor die Schienbeine und in die Geschlechtsteile.“ Die Peiniger ließen den Geschundenen in der Hitze liegen, bis er jämmerlich starb.
Auch die KPD hatte ein Todesopfer zu beklagen: den Bäcker und Fabrikarbeiter Josef Schmied, der wegen eines Streits mit einem Schwenninger NS-Funktionär 1941 zunächst ins Konzentrations lager Welzheim und dann nach Flossenberg kam. Er starb im Januar 1942 an Lungenentzündung. Die KPD hatte am Anfang des Nazi- regimes vor allem mit dem Verteilen von Flugblättern Aufmerk samkeit erregt, auch durch Verhaftungen ließen sich die Mitglieder nicht einschüchtern. Angeblich bis 1938 hat es in Schwenningen noch Flugbiattaktionen gegeben.
Die kirchliche Presse wehrte sich ebenfalls gegen die Nationalso zialisten: Im evangelischen Gemeindeblatt erinnerte Pfarrer Karl Knoch Hitler daran, „dass der Gott, von dem er spricht, nicht nur der Gott der Deutschen ist, sondern der Gott aller Völker und Gestirne.“ Mit diesen Worten ließ es der Pfarrer nicht bewenden: Die neue Regierung soll er in einem privaten Gespräch mit der treffenden Bezeichnung „Saubande“ belegt haben. Sein Nachfolger Gotthilf Weber stand dem Regime keineswegs freundlicher gegen über. Zwar hatte er ursprünglich den nationalsozialistisch orien tierten „Deutschen Christen“ angehört, wandte sich aber schnell von dieser Strömung ab und wurde Mitglied der „Bekennenden Kirche“ unter Martin Niemöller, die sich vehement gegen Hitlers Regime stellte. Wie viele seiner Glaubensbrüder begegnete er der Hitler-Diktatur gelassen, aber bestimmt: Auf die SA- und SS-Män ner die in seinen Gottesdiensten „aufpassten“ und eifrig notierten, was er den Gläubigen Verwerfliches predigen könnte, reagierte er, ebenso wie auf die Tatsache, dass man ihn mehrfach verhaftete, mit ruhigem und unerschütter lichem Festhalten an seinen Prinzipien. So weigerte er sich nach dem „Anschluss“ Öster reichs an das Deutsche Reich standhaft, zur Feier des Ereig nisses die Kirchenglocken zu läuten. Und als Hitlers Anhän ger seinen Gottesdienst mit den Rufen: „Sie lügen, Herr Pfar rer!“, zu unterbrechen wagten, ließ er seine Gemeinde „Ein feste Burg ist unser Gott“ anstimmen, das die Glaubens- brüder voller lnbrunst sangen, wodurch sie die Stimmen der Störenden übertönten, die schließlich den Gottesdienst verließen. Über den Widerstand des Pfarrers erregte sich die nationalsozialistische Wochen- zeitung „Flammenzeichen“ und titelte schon im Febmar 1937, also vor Webers Kirchenglocken-Widerstand, empört: „Pfarrer Weber sät Sturm.“ Übrigens hat Weber auch beim Durchschleusen jüdischer Flüchtlinge durch Schwenningen an die Schweizer Grenze geholfen (siehe Geheim nis 10). Dessen wurde er von den Nationalsozialisten zwar nie überführt, doch wegen seines deutlichen Widerstandes stand sein Name trotzdem mit denen von 16 weiteren Schwenninger NS Gegnern auf der Schwarzen Liste. Sie sollten am 21. April 1945 verhaftet werden. Doch dazu kam es nicht: Einen Tag zuvor mar schierten die Franzosen in Schwenningen ein und setzten der Naziherrschaft ein Ende.
Eine dritte Fläche, in der im Dritten Reich ein Hakenkreuz angebracht war, ist die Höhenmarke an der Südseite der einstigen Mädchenschule in Schwenningen in der Metzgergasse 8. Heute ist dort die Volkshochschule untergebracht.
Aus:
Eva-Maria Bast, Heike Thissen
Geheimnisse der Heimat
edition Südkurier Konstanz 2011
S 33ff
4 Responses
Es ist eine Höhenmarke an der ehemaligen Mädchenschule, jetzt VHS-Gebäude in der Metzgergasse. Die Höhemarke wurde im 3. Reich angebracht und so war im Rund natürlich ein Hakenkreuz, das nach dem Krieg entfernt wurde.
Diese Höhenmarke, auch Höhenbolzen genannt, befindet sich an der VHS in der Metzgergasse in Schwenningen.
Die Höhe ist meines Wissens 701,1 m über NN
Diese Höhenlage ist am Gebäude der Volkshochschule Schwenningen in der Metzgergasse. Unten am Adler war noch das Hakenkreuz das am Kriegsende herausgemeiselt wurde.