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Michael Kopp schickt uns ein Bild aus Schwenningen. Ein schönes Gitter mitten in der Stadt. Die Geschichte dahinter ist aber eher dunkel und vielschichtig.

Alle habe es gewusst. Es handelt sich um das Gebäude Marktplatz 7, das in Schwenningen „S´Burenhuus“ oder „das braune Haus“ genannt wird.

Erbaut wurde es nach dem großen Brand 1851 von Christian Bürk, der den Übernamen „der riich Buur“ hatte. Daher kommt auch der Name „Burenhuus“. Seine Tochter Christine Bürk war mit dem Uhrenfabrikanten Jakob Mauthe verheiratet und verkaufte ihr ererbtes Haus 1904 an die Gemeinde. Fortan wurde das Haus für Wohnungen von Mitarbeitern der Gemeinde verwendet. Im Zuge der Lebensmittelverknappung im 1. Weltkrieg richtete im Jahr 1917 das Versorgungsamt einen städtischen Laden ein, wo auf Marken Lebensmittel bezogen werden konnten. 1918/1919 wurden zwei weitere Wohnungen eingebaut.   

 1933 wurde im Gebäude die Parteizentrale der NSDAP eingerichtet. Der Eingang wurde repräsentativ gestaltet und es wurde ein Huldigungsbalkon angebaut. Das Foto zeigt eines der Fenster, die die Eingangstür flankieren. Auf den ersten Blick ganz harmlos, auf den zweiten Blick erkennt man, dass es sich um ein Schwert handelt. Der Umbau wurde ganz im Sinne der „neuen“ nationalsozialistischen Monumentalarchitektur gestaltet. Schöpfer der schmiedeeisernen Fenstergitter und des Balkongitters  war mit ziemlicher Sicherheit der Schwenningen Kunstschmied August Fromm. Das Hakenkreuz im Balkongitter wurde nach dem Einmarsch der Franzosen ganz schnell entfernt, sonst sich die nationalsozialistischen Umbauten jedoch original erhalten.

Der Huldigungsbalkon

Nach dem Krieg war unter anderem das Notariat ansässig, eine Kochschule des städtischen Gaswerks und eine Bank. Vor einigen Jahren hat der Kuhnverlag  (Die Neckarquelle) das Gebäude gekauft und vorbildlich restauriert. 

Weiter interessante Einzelheiten über das Gebäude sind nachzulesen in Heimatblättle vom März 2006.

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4 Responses

  1. Das kannte ich auch nicht, aber Danke, nun weiß ich wieder mehr.
    Mein erster Gedanke war, das muss wohl ein Sakralbau sein.
    Auf dem ersten Foto konnte man ja aber auch diese Schwertspitze
    noch nicht sehen.
    So kann der erste Eindruck täuschen, denn ich hielt es für die moderne Darstellung eines Kreuzes.

  2. Ein schönes Schwert aus der sogenannten NS-Kunst, das dieses Fenster ziert. Hieß das Haus der heutigen Neckarquelle früher nicht „Braunes Haus“? Der Balkon ist auch so schön, natürlich jetzt ohne Reichsadler

  3. Marktplatz Nr. 7
    Im Dritten Reich Sitz der NSDAP in Schwenningen.
    Nach dem Krieg unter anderem das Notariat, die Neckarquelle und eine Volksbank-Filiale beherbergt.

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