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Harald Maier schickt ein Bild eines Brunnens. Als Erklärung schreibt Harald:
„Bei dem gezeigten Brunnen handelt es sich um den Entenbrunnen auf dem Spielplatz bei der Pauluskirche. Der Künstler ist Willi Müller, 1902 in Schwenningen geboren, nach mehreren Zwischenstationen in der Fremde wieder zurück nach Schwenningen, wo er 1981 verstarb. Mir selbst sind mindestens 16 frei zugängliche Kunstwerke bekannt, jedoch ohne Anspruch auf Vollständigkeit.“

Der Necklemer Entenbrunnen: Ein Schmuckstück in der alten
Handwerkervorstadt „Bethlehem“ unterhalb der Pauluskirche

Im Heimatblätte vom Februar 2000 findet sich folgender Artikel:

Ein jegliches hat seine Zeit – in der Stadt, die von ihr lebt(e) Brunnen in der größten Uhrenstadt der Welt: Werke Willi Müllers

„Wenn eine Stadt von der Zeit lebt, so ist dies“, konnte jedermann vor Jahrzehnten unwidersprochen behaupten, „Schwenningen am Neckar“. Dass die Uhrenindustrie „mit der Zeit geht“, und zwar in des Wortes trübster Deutung, ist eine bittere Erfahrung der letzten drei Dezennien. Die Schwenninger, die ihre Postkartengrüße aus der „größten Uhrenstadt der Welt“ absandten, mochten an ein Ende glanzvoller Größe (die immer schon den Keim des Niederganges in sich birgt) ganz gewiss nicht denken. Wer mochte ihnen denn solche streitig machen? Die Schramberger?
Die mochten allenfalls über die Handelskammer Rottweil verhindern, dass die Stadt am Ursprung des Neckars mit einem von der Deutschen Reichspost-Reklame GmbH herzustellenden Stempel mit dem Text „Schwenningen am Neckar, größter Uhrenindustrieplatz der Welt“ warb. Die Wurzeln der Weltberühmtheit wurden im harten Handwerkerleben des vorindustriellen Zeitalters erkannt, in denen Kaufleute und Kräzzamaale, welche die Welt durchwanderten, ihre Uhren an den Mann zu bringen suchten. Was Wunder, wenn ein Uhrmacherbrunnen von solcher Leistung lange künden sollte und soll.

Der Uhrmacherbrunnen

An der Kirchhofmauer inmitten des alten Schwenningen finden wir ihn, heute in den Hintergrund gedrängt durch ein 1968 errichtetes Wasserspiel, einen Brunnen aus zeitgemäßem Beton, der einst nächtens angestrahlt wurde, von Phantasten mit den Fontänen von Versailles verglichen, doch wertvoll für Kinder, die ihren Spaß am Wasser haben, ihre Späße treiben. Geschaffen hat ihn der aus Schwenningen stammende akademische Bildhauer Willi Müller, der viele Plastiken, oft im Auftrag seiner Heimatstadt gefertigt, uns hinterließ: den Necklemer „Ai‘ta- (hochdeutsch: Enten-) Brunnen zwischen Pauluskindergarten und Gasthaus „Viktoria“, den zeichnenden Knaben (den der „Bürgerwitz“ der alten Schwenninger zum „Mool amool a Maa‘le-Mahnmal“ machten) in der Allenstraße oberhalb der Pfauenvilla, das Hansjakob-Bildnis des Heimatvereins, die Nachbildung des Neckarquellsteins, Büsten bedeutender Bürger (und fürchterlicher Führer) und, (Fasnets-)Narren bedeutender noch, Hansileschemmen, die Märchenbrunnen der Friedensschule als Auftragsarbeiten, die ihn weniger Überwindung kosteten als andere Kunstwerke im Geist des NS-Staates. Leben aber will der Künstler auch in schlechter Zeit. Ein hartes Brot …

Michael J. H. Zimmermann


Über die drei erwähnten Müller Brüder findet sich folgender Artikel im Schwarzwälder Bote vom 07. Juni 2013

Unser Willi Müller gehört jedenfalls nicht zu den drei Müller-Brüdern.


Eine Anmerkung sei noch gestattet:
1934 wurde der Neckarursprung hinaus ins Schwenninger Moos verlegt. Doirt hatte der Reichsarbeitsdienst einen Weiher ausgegraben. An dem Weiher stellte man eine Tafel auf, auf der behauptet wurde, hier befindet sich die Neckarquelle. Aus diesem Weiher leitete man das Wasser über den Moosbach in die Gegend des historischen Neckarursprungs und schuf so eine weitere unechte Neckarquelle. Derweil geriet der historische Ort der Neckarquelle in Vergessenheit.

Am 12.10.1954 erläuterte Dr. Ströbel, der damalige Leiter des Heimatmuseums, dem Gemeinderat die wahren Zusammenhänge und wies auf den ungeschützt auf der Möglingshöhe liegenden Quellstein von 1733 hin. Daraufhin beschloß der Gemeinderat, den Originalstein ins Heimatmuseum zu bringen und eine Nachbildung im Park der Möglingshöhe aufzustellen. Für 350 Mark wurde das Werk bei Bildhauer Willi Müller in Auftrag gegeben und auch 1954 fertig gestellt. Erst 1981 wurde der Fehler korrigiert und die alte neue Neckarquelle wieder eingeweiht.
Der historische Neckarquellstein von 1733 wird derzeit an das Landesmuseum Stuttgart ausgeliehen und ziert dort einen Ausstellung zum Thema Neckar.

Aus Schwenninger Heimatblättle, Oktober 2008 Seite 17

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12 Responses

  1. Der Künstler Willi Müller hat keine Kunstwerke “ im Auftrag des NS-Regimes“ angefertigt. Er hat Kunstwerke im Auftrag der Stadt Schwenningen im 3. Reich gemacht. Das ist ein großer Unterschied, insbesondere da der Oberbürgermeister von Schwenningen Dr. Gönnenwein im 3. Reich KEIN Mitglied der NSDAP war!
    Willi Müller hat unter anderem zusammen mit Paul Kälberer die Kapelle im Wasserschloss Glatt bei Sulz restauriert.
    Er hatte noch zwei Brüder, die beide auch Künstler waren. (die 3 Müllerbrüder). Hans-Georg Müller-Hanssen lebte in Norddeutschland, kam aber jeden Sommer zurück nach Schwenningen. Er schuf hauptsächlich Radierungen, sehr viele aus unserer Heimat mit Motiven aus Schwenningen, Villingen und vielen Dörfern der Baar. Der andere Bruder war Kunstmaler und verdiente sein Geld mit der Uhrenindustrie. Er bemalte Uhrengehäuse für „Sumiswälder Pendulen“ mit farbigen Blumenbouquets.

  2. Harald Maier macht es mir nicht leicht mit seinem Bild. Ich muss also zwei Mal raten: ich denke der Brunnen steht im Neckarviertel in Schwenningen. Der Künstler Klaus Ringwald. Aber wielviele Kunstwerke in VS ? : sieben?

  3. Auf den ersten Blick –
    Enten in Schwenningen?
    Wenn, dann schon Schwäne!
    Auf den zweiten erfahre ich, dass
    Schwenningen mehr Brunnen hat als
    ich dachte.
    Diesen aber kenn ich nicht.
    Werde weiter suchen.

  4. Wir gehören ja zur Paulusgemeinde. Neben unserer Pauluskirche ist ein wenig benützter Spielplatz, und da meine ich, hätte ich diesen ‚Brunnen entdeckt. Bin gespannt, wer der Künstler ist, und ob ich recht vermute!

  5. Hier handelt es sich um den Entenbrunnen (Necklemer „Ai“ta) zwischen Pauluskirche und Gasthaus Viktoria von Bildhauer Willi Müller (1903-1981) aus Schwenningen.
    Mir ist nicht bekannt wie viele Werke er geschaffen hat. Er war in der Zeit vor und nach1945 tätig. Auch außerhalb Schwenningens.
    Weitere mir bekannte Werke in Schwenningen sind:
    Uhrmacherbrunnen bei der ev. Stadtkirche
    Zeichnende Knabe in der Alleenstrasse
    Nachbildung des Neckarquellsteins in der Möglingshöhe

  6. Das ist der Brunnen neben dem Spielplatz unterhalb des Pauluskindergartens in der Reutestraße. Wer der Künstler war, weiß ich noch nicht. Es gibt von dem Künstler noch mindestens zwei weitere Kunstobjekte in der Stadt.

  7. Huiuiui… Harte Nuss.

    Ich versuche es Mal:
    – Schwenningen (weil von Harald eingesandt)
    – Drei-Enten
    – Brunnen

    Der Schwenninger Drei-Enten(Ai‘ta-)Brunnen im Neckarstadtteil bei der Pauluskirche

    Dann musste ich Google bemühen:
    Vielleicht von Willi Müller?
    So wie auch des „Mool amool a Maa’le“-Maa’le, der Hansjakob von Hans-Martins-Heimatverein, der Neckarquellstein, der Märchenbrunnen und diverse Büsten (auch im Auftrag des NS-Regimes)

    Woher ich meine das zu wissen?
    https://www.schwenninger-heimatverein.de/images/sitedata/heimatblaettle/onlineversionen/2009-Februar/mobile/index.html#p=16

    Grüße aus Villingen
    Martina

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